Kulturlandschaften im Wandel. Natur, Geschichte, Erbe II / Paesaggi culturali in trasformazione. Nature, storie, memorie II

Wintersemester, Oktober 2023 — Januar 2024

Verantwortliche: Gerhard Glüher, 
Waltraud Kofler Engl, Gaia Piccarolo

Mit freundlicher Unterstützung der Architekturstiftung Südtirol

Kulturlandschaften sind das Ergebnis eines dynamischen Prozesses der Nutzung und Entwicklung des Naturraumes durch das Wirken der Menschen und Folge räumlich-geographischen, sozial-ökonomischen und kulturellen, in der Neuzeit zunehmend machtpolitisch gesteuerten Handelns. Die Fortsetzung der Vorlesungsreihe des Sommersemesters 2023 setzt sich sowohl mit historischen als auch gegenwärtigen Kulturlandschaften und ihrem immanenten Wandel als Wesensmerkmal auseinander. Als Erinnerungsspeicher und Kulturerbe stehen Kulturlandschaften im Dialog zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Programm

18.10.2023 18.00—20.00,  DE UNIBZ, F0.01, 2 BFC

Zeitvergleich – Luftbilder als Indikatoren des Landschaftswandels

Gerhard Glüher

25.10.2023 18.00—20.00, DE ONLINE, 2 BFC

Von Tirol ins Trentino. Landschaften und ihre Pflanzen

ONLINE - ZOOM LINK

Hansjörg Küster

Hansjörg Küster studierte Biologie an der Universität Stuttgart-Hohenheim und promovierte 1985. Seit 1998 ist er Professor für Pflanzenökologie am Institut für Geobotanik an der Leibniz Universität Hannover. Seine Arbeitsgebiete sind die Grundlagen der Ökologie und die Vegetations- und Landschaftsgeschichte. Küster ist Leiter mehrerer Drittmittelprojekte der EU, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Volkswagen Stiftung. In seinen Büchern und Aufsätzen analysiert er vor allem die Formung der gegenwärtigen mitteleuropäischen Landschaft und des Waldes durch den Menschen und die Forstwirtschaft. Küster hat seine Thesen auch bei Medien-Auftritten mit Zeitungsbeiträgen und Publikationen popularisiert. Er hat nicht nur allgemein über die Geschichte von Natur und Landschaft Bücher geschrieben, sondern auch über das Korn, die Pflanzenwelt und Heimaten. 2020 erschien sein Buch Die Alpen. Geschichte einer Landschaft, in welchem er die wechselseitige Abhängigkeit von ökologischem Wirtschaften und Tourismus untersucht. 

07.11.2023 18.00—20.00, DE UNIBZ, F0.01, 2 BFC

Das landschaftliche Erbe der Kur in Mitteleuropa: Bäderlandschaften und Kurlandschaften

Volkmar Eidloth

Volkmar Eidloth, geboren 1955, Diplom-Geograph, Hauptkonservator a.D. Studium der Geographie, Germanistik und Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie der Historischen Geographie, Volkskunde und Denkmalpflege an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. 1985 Diplom mit einer Arbeit über ein Villenviertel des 19. Jahrhunderts in Bamberg. Von 1991 bis 2021 tätig beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg als Referent für städtebauliche Denkmalpflege, zuletzt als Fachgebietsleiter und stellvertretender Referatsleiter für Querschnittsaufgaben und das UNESCO-Welterbe in der Bau- und Kunstdenkmalpflege. Forschungsschwerpunkte und Veröffentlichungen zur historischen Stadtgeographie, Stadtbaugeschichte und städtebaulichen Denkmalpflege, zur Grün- und Freiraumgeschichte, zu Kulturlandschaftsthemen und zur europäischen Kur- und Bädergeschichte. Mitinitiator der transnationalen Nominierung Great Spa Towns of Europe für die Welterbeliste der UNESCO (Einschreibung 2021).

10.11.2023 14.30—18.30, DE, 0 BFC

Geführte Exkursion: Kur und Landschaft in Meran. Anmeldung erforderlich: [email protected]

Treffpunkt: Vor dem Stadttheater Meran
Uhrzeit: 14:00 – 18:00
Rundgang: Passerpromenade,  Kurpomenade,  Thermenpark,  Elisabethpark und Sommerpromenade, Winter-, Gilfpromenade und Tappeinerweg

Waltraud Kofler Engl

Waltraud Kofler Engl studierte an den Universitäten Innsbruck und Florenz Kunstgeschichte und Geschichte und promovierte 1985/86. Von 1986 bis 2018 am Landesdenkmalamt der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol, seit 1995 als Leiterin des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler und war bis 2007 als stellvertretende Landeskonservatorin tätig. In dieser Zeit beschäftigte sie sich nicht nur intensiv mit Themen der Restaurierung, Konservierung und der Umnutzung von Bau- und Kunstdenkmälern, sondern ebenso mit Fragen der Kulturerbe-Bildung und Vermittlung in Form von Tagungen, Vorträgen, Führungen, Radiosendungen und Publikationen. Seit 2018 leitet sie die neu gegründete Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion an der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen. Vortrags,- Forschungs- und Publikationstätigkeit zur Geschichte, Rezeption und Restaurierung von Bau- und Kunstwerken Südtirols, zu historischen Gärten, der Architektur und Kunst der Zwischenkriegszeit in Bozen, Zeugnissen des Ersten Weltkriegs und der Militarisierung der Landschaft (Ortler- und Dolomitenfront, Bunker, Vallo Alpino) sowie zum unbequemen und dissonanten Kulturerbe. Mitglied des Arbeitskreises für Theorie und Lehre der Denkmalpflege Deutschland und von ICOMOS Deutschland. 2022 Gastprofessorin am Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege der Fakultät für Architektur der Universität Innsbruck.

29.11.2023 18.00—20.00, DE, UNIBZ F0.01, 2 BFC

Revitalisierung traditioneller Kulturlandschaften als Reallabor für Nachhaltigkeit

Stefan Zerbe

06.12.2023 18.00-20.00,  IT, UNIBZ, F0.01, 2 CFU

Architetture al lavoro. Paesaggi e patrimoni industriali

Andrea Gritti

Andrea Gritti (1967) ist Architekt. Er forscht und arbeitet als außerordentlicher Professor für architektonische und städtebauliche Komposition an der Fakultät für Architektur und Urbanistik des Politecnico di Milano. Er war Gastwissenschaftler an der Akademie für Architektur in Mendrisio (2018) und Gastprofessor an der Ecole Nationale Supérieure d'Architecture in Marseille (2019) und Paris Val-de-Seine (2023). Er hat Ausstellungen kuratiert und Forschungsarbeiten veröffentlicht, die sich mit den Implikationen des Konzepts des Maßstabs in den Theorien und Praktiken des architektonischen Designs (Modulations. The Scalar Conception of Architecture, 2018), der Kenntnis und Aufwertung des Erbes der industriellen Zivilisation (Architectures of Work. Städte und Landschaften des industriellen Erbes, 2020), zur Beziehung zwischen Infrastruktur, Gebiet und Landschaft (Autostrada Novissima, 2018, und Autostrada del Brennero. Architekturen und Landschaften, 2023).

Abstract

Die Geschichte der industriellen Entwicklung des Planeten, die in Europa Ende des 18. Jahrhunderts begann und sich bis zur globalen Energiekrise von 1973 fortsetzte, wurde von einer Reihe von architektonischen Werken und Theorien begleitet, die verschiedene Ausdrucksformen der Technik darstellten. Die Formel "emblematisch für die Technik" wurde 1966 von Ezio Bonfanti geprägt, um zu beschreiben, wie sich die moderne Architektur auf ihrem langen Weg der Logik und den Interessen ihres Hauptauftraggebers, des Industriekapitalismus, angepasst hat und diese in vielerlei Hinsicht unterstreicht.
Der Vortrag möchte auf diese These und ihr weiterhin gültiges Interpretationspotenzial zurückkommen, um die Art und Weise neu zu lesen, in der die moderne Architektur zur Konstitution von Industrielandschaften und -kulturen beigetragen hat, die in einigen Fällen geschützt und in anderen entfernt oder ausgelöscht werden. Im Mittelpunkt stehen drei Fallstudien: Le Corbusiers Heimatregion im Schweizer Jura, die Stätten des Manhattan-Projekts, insbesondere Oak Ridge und Los Alamos, und die Industriestadt Ivrea, in der Adriano Olivetti ein außergewöhnliches Programm zur Förderung der Architektur initiierte, das sich auf globaler Ebene weiterentwickeln konnte.

11.01.2024 18.00-20.00,  DE, ONLINE, 2 BFC

Durch unvorhergesehene organisatorische Komplikationen werden die beiden, für Januar vorgesehene Veranstaltungen online stattfinden.

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Aus dem Agrikultursystem ins Anthropozän: Stadt(-gestalt) und Energieregime auf dem Weg in die Gegenwart. (Nicht nur) Bayern als Beispiel

Thomas Götz

Thomas Götz, Lehrbeauftragter am Institut für Europäische Geschichte an der Universität Regensburg. Studium der Geschichte, der Neuen deutschen Literaturgeschichte und Philosophie in München und Siena; Magister Artium (M.A.) 1993. Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SFB 235 der Universität Trier im Teilprojekt "Schutz der Wälder – Freiheit des Eigentums. Frühe Formen der Umweltpolitik im Raum zwischen Maas und Rhein (1750-1850)". 1995-2001 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Regensburg (bei Prof. Dr. Franz Bauer). Promotion 1998. Seit 2002 wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, seit 2017 am Lehrstuhl für Europäische Geschichte (bei Prof. Dr. Rainer Liedtke) der Universität Regensburg. Freie Mitarbeit im Museumsbereich, Herausgeber und Lektorentätigkeit. Seine Forschungsbereiche sind Stadt und Bürgertum in der Neuzeit. 

Abstract

Der Wandel von innerer Struktur und äußerer Erscheinung von Städten ist als Indikator dafür zu interpretieren, wie Gesellschaften ihren Stoffwechsel mit der Natur bestreiten. Dieser "soziale Metabolismus" beruht auf den dominierenden Energiequellen – und so lassen sich auch universalgeschichtlich solarenergetisch getragene agrarische (Hoch-)Kulturen und (relativ) rezente fossilenergetisch alimentierte Gesellschaften unterscheiden. Weltweit haben diese sich durchgesetzt und ihre Überbleibsel mittlerweile quasi geologisch dauerhaft hinterlassen: Der Weg ins Anthropozän scheint unwiderruflich beschritten. Keine Region, vorab im alten Europa, war und ist davon unberührt. Im Blick auf die bayerischen Städte und ihre industrielle(n) Transformation(en) wird dieser Prozess beispielhaft anschaulich.

17.01.2024 18.00-20.00,  IT, ONLINE, 2 CFP

Per sopraggiunte complicazioni organizzative entrambi gli eventi di gennaio si terranno online.

ONLINE: ZOOM LINK

Le origini tecnologiche del paesaggio

Michael Jakob

Michael Jakob ist Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Grenoble Alpes. Er lehrt Landschaftsästhetik und -theorie an der HEAD und der HEPIA in Genf sowie an der Akademie für Architektur in Mendrisio. Er ist Herausgeber der internationalen Zeitschrift Compar(a)ison und der Reihe "di monte in monte" (Edizioni Tarara'). In den letzten Jahren hat er veröffentlicht: Paesaggio e teconologia, Lettera 22, Syracuse 2022; La fabrique de Dante, ed. MētisPresses, Genf 2021; L'architettura del paesaggio, Silvana Editoriale, Mailand 2020; Jardins en image, MētisPresses, Genf 2020; La capanna di Unabomber, Lettera 22, Syracuse 2020; La finta montagna, Silvana Editoriale, Mailand 2022; Les jardins alpins d'Henry Correvon, MētisPresses, Genf 2023; Rara Herbaria, Silvana Editoriale, Mailand 2023. Er ist Kurator von internationalen Ausstellungen und Autor von Dokumentarfilmen.

Abstract

In einer Zeit, in der alle von Landschaft sprechen, wird oft vergessen, dass die Art und Weise, wie man der Natur in Form von Landschaft begegnet, überhaupt nicht natürlich ist. Dieser Vortrag hinterfragt, was man als die kulturelle "Erfindung" der Landschaft bezeichnen könnte, und zwar anhand von drei Hauptstufen: der ursprünglichen (bildlichen), der phänomenologischen und der technologischen.