Vorschlag für ein Forschungsprojekt des Instituts für Architekturtheorie und Baugeschichte der Technischen Universität Innsbruck und der Plattform für Kulturerbe und Kulturproduktion/Fakultät für Design und Künste/Freie Universität Bozen

Südtirol ist von unterschiedlichen Strategien der Landschaftsaneignung geprägt. Als Zentrum des alpinen Tourismus seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert, als Schauplatz der italienisch-österreichischen Gebirgsfront im Ersten Weltkriegs, massiver Militarisierungs- und Nationalisierungsmaßnahmen in der Zeit des italienischen Faschismus und des Kalten Krieges und heute aufgrund seiner vielfältigen Natur-, Kultur- und Produktionslandschaften als beliebtes Reiseziel ist das Land ein exemplarisches Fallbeispiel für die Erforschung der anhaltenden, aber unterschätzten Verflechtungen verschiedener Diskurse und Praktiken der Landschaftsaneignung.
Durch die Untersuchung der subtilen wirtschaftlichen, politischen und ideologischen Logiken, die der Nutzung der natürlichen Ressourcen und der Besetzung von Teilen der Landschaft in dieser Grenzregion weiterhin zugrunde liegen, will das Projekt ein Bewusstsein für die vielfältigen Schichtungen der physischen und kulturellen Landschaften, die wir geerbt haben, und deren Reaktivierung im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele des Strategieplans der Provinz Südtirol für 2021 fördern.
Das Projekt basiert auf einem transversalen methodischen Ansatz, der nicht nur die materiellen Spuren in der Landschaft berücksichtigt, sondern auch die Narrative und Diskurse, die dazu beigetragen haben, diese Landschaften in ihrer einzigartigen Verflechtung von Natur und Kultur zu formen; auf einem multiskalaren Ansatz, der sich sowohl auf Infrastruktursysteme als auch auf einzelne Gebäude und Strukturen konzentriert sowie auf einem themenübergreifenden Ansatz, der die Narrative im Zusammenhang mit den Prozessen des Tourismus, der Militarisierung, der Nationalisierung und der wirtschaftlichen Nutzung der Landschaft zusammenführt, die üblicherweise als isolierte Bereiche untersucht werden.
Anhand von drei exemplarischen Fallstudien in Südtirol sollen Narrative der Nationalisierung von Landschaft als Ressource und Symbol von Nationalität und Modernisierung aufgezeigt und die Rolle öffentlicher und privater Institutionen bei der Konstruktion von Diskursen, Imaginationen und Praktiken der Aneignung (und Enteignung) von Landschaft identifiziert werden.
Das Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte der Technischen Universität Innsbruck wird das Projekt in Zusammenarbeit mit der Plattform für Kulturerbe und Kulturproduktion der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen leiten und sich dabei auf die Methoden und Ergebnisse der jüngsten Forschungserfahrungen stützen - insbesondere auf jene der Projekte "Die Apropriationsstrategien Italiens in Südtirol und im Trentino nach dem Ersten Weltkrieg"
(Technische Universität Innsbruck) und "In die Landschaft eingeschrieben. Orte, Spuren, Erinnerungen. Der Erste Weltkrieg in den Sextener Dolomiten" (unibz).
Darüber hinaus werden im Hinblick auf die Koproduktion eines gemeinsamen und partizipativen Erbes und unter Bezugnahme auf die Prinzipien der Konvention von Faro (2005) die Vermittlungsaktivitäten durch ein aktives partizipatives Engagement und die Einbindung von Vereinen, Gemeinden und lokalen Akteuren gefördert.

Projektteam

Klaus Tragbar (PI)

Waltraud Kofler Engl (co-I)

Elmar Kossel (Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte der Technischen Universität Innsbruck)

Petra Mayrhofer (Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte der Technischen Universität Innsbruck)

Gaia Piccarolo (Facoltà di Design e Arti, unibz)

Das Projekt wurde beantragt bei Research Südtirol/Alto Adige 2022 aber nicht bewilligt.