Grünes Bauhaus? Außenanlagen von den Reformgärten und dem frühen Bauhaus bis zu dessen Schließung 1933
Abstract
Das 1919 in Weimar von Walter Gropius begründete Bauhaus hatte immer gesamtkunstwerkliche Ansprüche. Alle Lebensbereiche sollten unter wechselnden Paradigmen gestaltet werden, um so das Leben des Einzelnen, aber auch der Gesellschaft, zu verbessern. Außenräume und deren Planung waren seit der Weimarer Zeit Bestandteil dieser raumgreifenden Konzepte. Dies geschah aber nicht im luftleeren Raum, sondern entwickelte sich vor dem Hintergrund reformerischer Bewegungen, die in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts immer stärker hervortraten. Die Abwendung vom Historismus und der Versuch, eine zeitgemäße Architektur zu schaffen, führte auch zu neuen Raumkonzepten in den Gärten; das Zimmer im Grünen war das Motto dieser Abwendung von der Lenné-Meyerschen Schule zu sog. Architektur- oder Reformgärten. Hermann Muthesius hatte als Architekt besonders starken Einfluss auf die Reformgartenbewegung. So zeigten sich die frühen Gartenplanungen des Bauhauses, selbst in expressionistischem Gestus, solchen Raumkonzepten verpflichtet. Im Laufe der Jahre und insbesondere mit dem Umzug nach Dessau bildete sich mehr und mehr der sog. Bauhausstil heraus, der Teil der Klassischen Moderne mit ihren vielen Strömungen und Protagonisten ist. Außenräume, die Bauhausbauten dieser Zeit umgeben, wie z. B. die Meisterhäuser in Dessau, werden immer minimalistischer gestaltet. Die Gärten werden, von wenigen hausnahen Bereichen abgesehen, als Räume geplant, deren Thema ‚Natur‘ ist. Große, symbolhaft für Natur stehende Bäume umgeben die Bauten und bilden starke Kontraste zu deren Kubatur. Unter Hannes Meyer wird dieses ästhetische Konzept durch einen sozialen Aspekt erweitert: Der naturhafte Außenraum wird zum Ort der Befreiung von sozialen Zwängen – ein Konzept, das schon im klassischen Landschaftsgarten in Erscheinung getreten war. Unter der Leitung von Mies van der Rohe setzt sich das Konzept des Außenraums als Träger einer ästhetischen Idee von Natur fort und findet einige Jahre nach Schließung des Bauhaus 1933 in seinem Farnsworth House den ultimativen Höhepunkt: Der ungestaltete, natürliche, manchmal sogar überflutete Außenraum tritt in einer durch wenige Stützen gegliederten Sequenz von Bildern mit dem Thema Natur in den Innenraum ein. Grösser könnte der Abstand zu den Gärten der Reformbewegung nicht sein.
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