Inspiriert durch die romantischen Eindrücke von Byron, Coleridge und Ruskin entwarfen die viktorianischen Reisenden in den Dolomiten eine kulturelle "Petit Tour" von globaler Bedeutung am bergigen Horizont von Venedig. Auf ihren Zickzack-Reisen durch die Ostalpen, an der Schnittstelle zwischen der lateinischen und der germanischen Welt, entdeckten die Engländer ein magisches Land mit unerforschten Gipfeln und wenig bekannten Tälern: ein neues Land, das es ihrer Meinung mit dem verzauberten Garten von Kubla Khan aufnehmen konnte. Diese ungewöhnliche Landschaft vereinte ästhetische, wissenschaftliche und kulturelle Werte, die sich von jenen unterschieden, die einige Jahrzehnte zuvor die bombastischen Eroberungen in den Westalpen motiviert hatten. Gefiltert durch die klassische Erinnerung an die "Grand Tour" und gleichzeitig beeinflusst durch die märchenhafte Faszination für die germanische Kultur, zeichnet sich die viktorianische Begegnung mit den Dolomiten durch eine Reihe kultureller Praktiken aus, die eher ethnographisch als imperialistisch, eher weiblich als männlich, eher künstlerisch und literarisch als sportlich waren: Statt sich auf die Eroberung der Gipfel zu stürzen, wird die englische Leidenschaft für die Dolomiten durch Ausflüge, Ausblicke, fantastische und humorvolle Erzählungen genährt, die im direkten Kontakt mit der Dolomitenlandschaft erlebt werden. Der Vortrag gibt einen Überblick über die innovativen Ergebnisse der Forschungen von William Bainbridge (Universität Hertfordshire) zu diesem Thema, die in seinem kürzlich erschienenen Buch Topographic Memory and Victorian Travellers in the Dolomite Mountains (Amsterdam 2020) dargelegt sind, und bringt sie in die laufende Debatte über die transnationalen Matrizen des Alpentourismus ein. William Bainbridge wird bei der Veranstaltung anwesend sein.
20 Okt 2021
IT
Konferenz: The Fairyland of Europe
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